Sabine Liebner
div. Projekte
Presse
Bayerischer Rundfunk, Programm Bayern 4 Klassik | Christian Mings
3. Novenber 2011, 22.05 Uhr

Von der Freiheit des Interpreten
John Cage "Etudes Australes"

Jedem Musiker, der ein fremdes Werk in etwas Eigenes verwandelt, wird eine doppelte Reflexion abgefordert: zum einen auf den Text, dessen Bedeutung entschlüsselt werden soll, zum anderen auf den aktuellen "Sprachstand" der musikalischen Entwicklung. Die nachschöpferische Arbeit lebt mit und von Tradiertem. Grete Sultan, für die Cage die 32 Etüden schrieb, hat das gesamte Werk in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten 1978 und 1982 aufgenommen, diese Einspielung könnte als eine Art Referenz für nachfolgende Interpretationen dienen. Aber die Forderung mit der jeder Musiker konfrontiert ist: "Spielen, was dasteht", erweist sich angesichts von Kompositionen wie den "Etudes Australes" als schwierig einlösbar. Tempo- und Dynamikangaben fehlen.
Insofern verwundert es nicht, dass zwei Aufnahmen dieses Werkes völlig unterschiedliche Längen aufweisen - 170 Minuten bei Sultan, 204 Minuten bei Steffen Schleiermacher, der das Werk im Jahr 2001 eingespielt hat. Sabine Liebner kommt bei ihrer im letzten Jahr aufgenommenen Version wiederum zu ganz andern Ergebnissen. Sind solche Spielräume der Interpretation im Notentext angelegt?

Grammophone | June 2011 (0.74 MB)

Deutschlandfunk – Die Neue Platte, Frank Kämpfer, 06.01.2008
Die Münchner Pianistin Sabine Liebner ist sich der Verantwortung für solche Musik in besonderem Maße bewußt. Cage ist für sie kein Mann ungezügelter Freiheit, sondern besonderer Strenge. Ihrer Neueinspielung ... hat Sabine Liebner eine Mischung aus Analyse und eigener Intuition zugrunde gelegt. ...notierte Ereignisse befragt sie nach ihrer Dichte und Dramaturgie, die es auszuhören gilt, bis sie die jeweilige musikalische, um nicht zu sagen musikantische Botschaft freigeben. Das Ergebnis ist eine Doppel-CD mit hoch filigranen, zarten, fast flüchtigen, in sich allerdings äußerst spannungsgeladenen Miniaturen.

München, den 23. Oktober 2007 | Christian Ude,Oberbürgermeister
Laudatio anläßlich der Verleihung des Förderpreises für Musik der Landeshauptstadt
München

Sabine Liebner ist für die Neue Musik in München eine unverzichtbare Künstlerin, die sich in bemerkenswert selbstloser Weise über Jahre schon für „die Sache“ der zeitgenössischen Musik und für die Musiker-Kollegen einsetzt. Ohne ihr Engagement wären wichtige Aspekte musikalischen zeitgenössischen Schaffens, beispielsweise die aktuelle amerikanische Musik (Feldman, Cage, Wolff) im Konzertleben Münchens völlig unterpräsentiert. Ihr verdankt München wichtige Erstaufführungen dieser Komponisten. Daneben hat sich Sabine Liebner immer wieder in verschiedenen kammermusikalischen Formationen für ganz unterschiedliche Strömungen der zeitgenössichen Musik in München eingesetzt. Dafür wurde sie auch schon durch verschiedenen Auszeichnungen gewürdigt. Der Vorschlag für den Förderpreis 2007 bezieht sich speziell auf ihre unverwechselbar seriösen und kompetenten Interpretationen der Klaviermusik der Moderne in Konzertreihen im i-camp in München während der letzten Jahre, darunter eines der Hauptwerke der Klavierliteratur des 20.Jahrhunderts: Morton Feldmans über zweistündige Komposition: „Triadic Memories“, deren Einspielung nun bei Oehms Classics vorliegt. Liebners Interpretation der Musik Morton Feldmans setzt sich dabei in ihrer unbestechlichen Musikalität wohltuend von jeder minimalistisch-sterilen oder minimalistischmystizierenden Verzerrung der Kompositionsidee Feldmans ab. Sabine Liebner hat sich als freiberufliche Pianistin von höchstem künstlerischen Rang durch ihren kontinuierlichen Einsatz für unterrepräsentierte musikalische Strömungen für die Musikstadt München verdient gemacht. Zur Unterstützung dieser Arbeit schlägt die Jury sie für den Förderpreis Musik der Landeshauptstadt München 2007 vor.

Neue Züricher Zeitung, Marco Frei, 05.10.2007
Nicht minder wertvoll sind die Einspielungen von ... oder Sabine Liebners excellente Darbietung von John Cages „Music for Piano“.

Fono Forum ***** , Wie, 8/2007
Dass Cages Konzept einer radikalen Intentionslosogkeit jedoch nicht mit Ausdruckslosogkeit zu
verwechseln ist, könnte kaum deutlicher werden als in Sabine Liebners Spiel. Mit unglaublicher Ruhe und Selbstvergessenheit versenkt sie sich in diesen Kosmos verstreuter Klangpunkte, der nah an der Auflösung jeglichen Zeitempfindens beheimatet ist.

Wirtschafts-Woche, D. Schnaas, 13.08.2007
Solchermaßen befreit von allem Streben und Sollen, ist Cages Musik kaum mehr „Musik“ zu nennen, sondern gegenwärtiger „Daseinsmodus“. Die Münchnerin Sabine Liebner, Spezialistin für Neue Musik, ebnet uns den Weg in Cages existentielles Da-Sein auf wunderbar stoische Weise, konsequent kreisend, konsequent konzentriert: von der ersten bis zur letzten, 105. Minute, wie herrlich, Wolken ziehen vorüber, Zeit vergeht un dIch bin – da.