Sabine Liebner
Diverse
Vollständige Biographie
Sabine Liebner ist vor allem als Interpretin Neuer Musik tätig. Rezensenten gelten ihre Interpretationen als exemplarisch und visionär: Von Kritikern wird immer wieder hervorgehoben, dass sich die Pianistin durch ihre höchst differenzierte Klanggebung auszeichnet - mit welcher sie magische Klangräume entstehen lässt -, ebenso durch das ihr eigene Entwickeln spezifischer Dramaturgien, durch die überzeugend gestaltete, emotional berührende Intensität spannungsintensiver und kontemplativer Momente sowie durch ihre oft radikal neuen Interpretationsansätze.
Sabine Liebners Klavierspiel wird als permanent gestaltet wahrgenommen, „in Liebners Sicht kann die Musik spürbar atmen“ befindet Meret Fortser in BR Klassik, dies ist „Symptom einer höchst souveränen, herausragenden Interpretation!”, bemerkte Hans Christian von Dadelsen in Klassik Heute; Volker Hagedorn schrieb in DIE ZEIT, dass ihr Spiel den Eindruck vermittle: „diese Töne meint man aufheben und fühlen zu können wie schöne Steine.”, und Marco Frei über ihr Konzert in der Neuen Züricher Zeitung: „Einmal mehr präsentierte sich Liebner als sensible Klangforscherin“  sowie Wolf Loeckle in der Neuen Musikzeitung: „Was Liebner an unglaublichen Klangflächen entstehen ließ, ... das war Ereignis.“, in Positionen war „Sabine Liebner ist so etwas wie ein Monolith unter den Interpreten neuer Musik.“ von Dominik Pensel zu lesen.

Als beeindruckend beurteilen Kritiker immer wieder ihre konsequente Haltung, ausschließlich Musik zu interpretieren, zu der sie eine innere Affinität empfindet. Musikalische Arbeit ist für sie Erforschung unbekannten Terrains, verbunden mit einem Rückzug ins Innere, Einsamkeit im positivsten Sinne. Mit möglichst leerem Bewusstsein hört sie den Notentext aus, um eine dem Stück innewohnende musikalische und musikantische Sprache zu finden, die sie sehr behutsam und doch mit großer Energie hörbar macht.

Die Künstlerin konzertierte mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen von Pauline Oliveros, Earle Brown, Christian Wolff, Cornelius Cardew, Jörg Widmann, Olga Neuwirth, Franco Donatoni, Tom Johnson und anderen zeitgenössischen Komponisten und konzipiert immer wieder extrem anspruchsvolle, ungewöhnliche Programme und Festivals. So war sie im April 2011 beim Forum Neuer Musik, dem Festival des Deutschlandfunks in Köln, an vier aufeinanderfolgenden Abenden mit sehr großem Erfolg mit John Cages gesamten Etudes Australes zu hören, die damit in dieser Form weltweit erst zum vierten Mal aufgeführt wurden - die Mitschnitte dieser außergewöhnlichen Konzerte sendete der DLF an fünf Samstagen im Juli 2011. Bei den Festivals Klangspuren Schwaz und Transart konzertierte sie mit der integralen Aufführung dieses Werkes weltweit erstmalig innerhalb von 26 Stunden an verschiedenen Orten, unter anderem im Passmuseum auf dem Timmelsjoch, „in der grandiosen Interpretation schien es tatsächlich, als kämen die Töne direkt aus dem Himmel.“, schrieb Maria Tanner in der Tiroler Tageszeitung. In Berlin wurde sie von Andreas Göbel anlässlich ihres Konzertes 2012 beim rbb als „derzeit wichtigste Interpretin des Klavierwerkes von John Cage“ im Programm 09/12 des Kulturradio rbb vorgestellt. 2007 im Gasteig München sowie beim Festival Klangspuren Schwaz 2017 war Sabine Liebner mit der spektakulären Aufführung der gesamten Klaviersonaten von Galina Ustvolskaja zu hören, in München konzertierte sie mit der zweistündigen integralen Aufführung von John Cages Music for Piano. Über ihr Konzert mit Morton Feldmans Triadic Memories schrieb Reinhard Schulz in der Süddeutschen Zeitung, dass durch ihre Interpretation Feldmans Musik vollkommen neu zu entdecken war: „Erstaunliches Ergebnis: Liebners Interpretation stieß zu neuen Horizonten vor.“

Als Solistin und Kammermusikerin war Sabine Liebner unter anderem bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, den Kasseler Musiktagen, den Klangspuren Schwaz und Transart, dem Forum Neuer Musik Köln, Berliner Festspiele/MaerzMusik, dem Festival klub katarakt in Hamburg, der Münchner Biennale, dem Münchner Klaviersommer, der Akademie der Künste Hamburg, Szene Leipzig, dem Hamburger Bahnhof Berlin, den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, dem Festival Klang-Aktionen München, dem Opening Festival Trier und dem Bauhaus Dessau zu hören. Sie war Kammermusikpartnerin von Musikern des Orchesters der Staatsoper München und des Münchner Kammerorchesters, konzertierte u. a. mit Jörg Widmann, Muriel Cantoreggi, Christian Hommel, David Moss und arbeitete als Pianistin mit den Bildenden Künstlern Jan Kopp, Paris und Brunner&Ritz, München zusammen. Von 1991 bis 2007 war Sabine Liebner als Pianistin auch im performativen Bereich tätig. 1999 initiierte sie in München die Konzertreihe „Morton Feldman & Friends“, der Reinhard Schulz in der neuen musikzeitung „beinahe Kultstatus“ zuerkannte. Neben Morton Feldmans Kompositionen für Piano solo führte sie in dieser Konzertreihe auch Feldmans äußerst komplexe Klavierkammermusikwerke For Philip Guston, Patterns in a Chromatic Field, Piano and String Quartet, For Christian Wolff, For John Cage, Trio und Piano, Violin, Viola, Cello auf.

Zahlreiche Aufnahmen und Live-Mitschnitte beim BR, WDR, HR, DLF, SR und NDR dokumentieren Sabine Liebners künstlerische Arbeit; daneben wirkte sie auch in Filmproduktionen beim WDR/SWF, BR und NMZ Media mit und wurde 2008 beim DLF im „Atelier Neuer Musik“, in „NEUE ZEITSCHRIFT FÜR MUSIK“ 3/2009 und 01/2012, in „PianoNEWS“ 3/2010 sowie in Positionen 2015 ausführlich portraitiert.

Ihre Diskographie umfasst von der internationalen Presse empfohlene und ausgezeichnete CD-Einspielungen bei WERGO, NEOS, Oehms Classics und weiteren Labels.
So wurde im Januar 2012 ihre bei WERGO erschienene Einspielung von John Cages Etudes Australes von „the listener“ zur CD des Jahres gewählt und mit dem WIRE REWIND 2012 ausgezeichnet, von Eleonore Büning in der FAS als „phantastisch klangvolle neue Gesamtaufnahme“, von Max Nyffeler als „bravouröse Gesamtaufnahme“ in der FAZ vorgestellt, „ihr Spiel besticht durch eine seltene Intuition“ befand Marco Frei in der nzz ; ihre Einspielung von John Cages Music for Piano wurde mit dem ffff TÉLÉRAMA, von scherzo mit Discos Excepcionales und von FonoForum mit fünf Sternen ausgezeichnet. Ihre CD mit Morton Feldmans Triadic Memories erhielt ebenso von scherzo die Auszeichnung Discos Excepcionales, wurde von FonoForum mit fünf Sternen ausgezeichnet und von Kultur Spiegel empfohlen, Palais de Mari erhielt die höchste Bewertung in Klassik heute; ihre Interpretation des gesamten Klavierwerkes von Galina Ustvolskaja wurde in GRAMOPHONE von Philip Clarke mit „Sabine Liebner moved Ustvolskaya interpretation to new heights“ vorgestellt, in PianoNEWS zur CD der Monate Januar/Februar 2010 gewählt. Ihre Einspielung von Christian Wolffs Pianowerken lässt  die Stücke „tief durchatmen ... und tanzen und springen“, wie Dirk Wieschollek in der neuen zeitschrift für musik schrieb. „Liebner is virtuosically sensitive“ ist in der Rezension der John Cage-CDs ASLSP und ONE von Philip Clark in GRAMOPHONE zu lesen. Im März 2012 wurde bei WERGO die CD Abstract Sound Objects mit Musik von Earle Brown veröffentlicht, bei der Präsentation der CD in BR Klassik faszinierte Helmut Rohm Liebners „Anschlagskultur, die ihresgleichen sucht“. Über ihre Einspielung der early piano pieces von Morton Feldman schreibt Karsten Zimalle in westzeit „ Feldman at its best“ und Jed Distler zählt sie in classicstoday zu den „points of reference“, sie wurde von scherzo mit Discos Excepcionales ausgezeichnet. Die Diskographie der Künstlerin wurde im September 2013 um die bei WERGO veröffentlichte CD-Einspielungen von John Cages Solo for Piano erweitert, dazu schreibt Stefan Drees in der Österreichischen Musikzeitschrift: „Es gelingt der Pianistin mühelos, ihre Stellung als eine der bedeutendsten und konsequentesten Cage-Interpretinnen der Gegenwart zu unterstreichen.“ Im Februar 2014 erschien ihre Interpretation von John Cages ONE 7, FOUR 6, die Dirk Wieschollek in der Neuen Zeitschrift für Musik als „einen Idealzustand an konzentrierter und fantasievoller Gestaltung“ beurteilt, in incoda schreibt Rainer Aschemeier „Sabine Liebner ist wieder einmal ein veritabler Geniestreich gelungen“. Im März 2015 erschien bei WERGO eine weitere CD-Veröffentlichungen mit den Suiten Ttai und Ka von Giacinto Scelsi, die im August 2015 bei WQXR, dem bedeutendsten Radiosender der USA, album of the week war. Reinhard Ermen stellte die CD in SWR2 vor: „Sabine Liebner ist für so eine Kunst die ideale Interpretin.“, Helmut Rohm in BR Klassik:“Sie versteht es, mit differenziertester Anschlagskunst Tore zu öffnen ...“, Marco Frei in Piano News: „... eine ungeheure Sogkraft, der man sich nicht entziehen kann – durch und durch Liebner eben, wie man sie auch von Live-Konzerten her kennt.“ Im November 2015 wurde bei WERGO ihre Einspielung „amiable conversation“ mit Werken Henry Cowells und John Cages veröffentlicht, als Empfehlung der Neuen Zeitschrift für Musik von Stefan Drees vorgestellt: „Was gelegentlich etüdenhaft ausgestellt wird oder ... oft allzu trocken daherkommt, wird unter den Händen der Pianistin zum poetischen, oftmals verspielten Ereignis ...“ . Im Oktober 2017 erschien bei WERGO „mimetics“ mit Musik von Mauricio Kagel. „Wie gekonnt Liebner ihren Vortrag in den Dienst der musikalischen Brechung stellt ... hat große Klasse“ ist bei Klassikcom von Stefan Drees und in der Süddeutschen Zeitung von Reinhard Brembeck: „ ... schon ist er den Rattenfängern Kagel & Liebner verfallen.“ zu lesen.
Im April 2018 wird bei WERGO eine Doppel-CD mit den Klavierstücken von Karlheinz Stockhausen in der Interpretation von Sabine Liebner veröffentlicht werden.

Sabine Liebner studierte an der Hochschule für Musik und Theater in München bei Karl-Hermann Mrongovius und besuchte Meisterkurse u. a. bei Leonhard Hokanson, Mieczyslaw Horszowski, Peter Feuchtwanger, Maurizio Pollini und George Crumb.

Ihr Repertoire umfasst Werke von John Adams, Luciano Berio, Earle Brown, John Cage, Cornelius Cardew, Henry Cowell, George Crumb, Franco Donatoni, Morton Feldman, Philip Glass, Toshio Hosokawa, Nicolaus A. Huber, Tom Johnson, Mauricio Kagel, György Kurtag, Helmut Lachenmann, Olivier Messiaen, Federico Mompou, Olga Neuwirth, Pauline Oliveros, Giacinto Scelsi, Alfred Schnittke, Charlotte Seither, Karlheinz Stockhausen, Galina Ustvolskaja und Christian Wolff.

1998 wurde Sabine Liebner mit dem Förderpreis für Musik, 2005 mit einem Stipendium für Musik, 2007 erneut mit dem Förderpreis für Musik der Landeshauptstadt München und der Wahl zur vom Goethe Institut empfohlenen deutschen Pianistin ausgezeichnet.

Ihre 2018 erschienene Einspielung von Karlheinz Stockhausens Klavierstücken I-XI wurde von The New York Times, von The Guardian, The Times/The Sunday Times, allmusic und Culture spot LA zu den besten Einspielungen des Jahres 2018 gewählt, in die britischen Classical Charts aufgenommen sowie für den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik 2018 und den OPUS Klassik 2019 nominiert und im In- und Ausland von Rezensenten u.a. in Diapason, Gramophone, Fono Forum und Neuer Zeitschrift für Musik mit Höchstwertungen ausgezeichnet.   Im Oktober 2020 wird beim Label WERGO ihre CD mit Giacinto Scelsis Suiten 8 und 11 veröffentlicht, die Suite 11 als erste authentische Einspielung des Werks in ursprünglicher Fassung der Uraufführung.

2020/2021

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